Kleine Radwanderung zur „Alten Tongrube“ in Malliß
von Johannes Adler
Am Samstag nach Himmelfahrt 2003, vormittags gegen 10.00 Uhr, unternahmen wir bei strahlendem Sonnenenschein und einen leicht kühlenden Ostwind um die Nase wehend, eine kleine Radtour in die nähere Umgebung des Campingplatzes. Als Ziel hatten wir diesmal die „Alte Tongrube“ Malliß, die westlich der B 191 am nördlichen Rand der „Siedlung“ – der ehemaligen Marine-Arsenal-Wohnhäuser liegt, ausgewählt.
Hier hat sich in der alten Bergbaubrache – nämlich dem ersten Tonabbaugebiet mit Ziegelei in Malliß - ein phantastisches Biotop entwickelt. Es ist ein Paradies für Insekten, Amphibien, Vögel und sicherlich auch für Pflanzen. Seit Jahrzehnten wurde dieses kleine Areal sich selbst überlassen, bis auf einen kleinen „Trampelpfad“, der entlang dieses Teichsystems, dann durch einen kleinen Wald, weiter über ein bewirtschaftetes Feld und wieder entlang eines Waldes zum Nachbarort Conow führt. Wir sind nur Naturliebhaber, keine Wissenschaftler für Flora und Fauna, weshalb wir nur unsere Eindrücke auch nur aus der Sicht naturverbundener Wanderer wiedergeben können.
Zunächst einmal sind wir, meine Frau und ich, vom Campingplatz aus gesehen über die Ziegelei-Kanalbrücke, dann über die stillgelegten Bahngleise Dömitz-Ludwigslust, rechts weiter zur neuen Elde-Ziegelei (Wienerberger Ziegelindustrie), vor dem Haupteingang links der Asphaltstraße folgend, weiter bis zur Wegschranke gefahren. Ab hier wurden die Fahrräder bis oberhalb und südlich der neuen Tongrube auf den etwas ansteigenden Sandweg geschoben. Auf halber Strecke zur neuen Tongrube winkelt der Weg nach rechts in Richtung Norden ab. Oben angekommen, standen wir direkt auf dem Betriebsweg der neuen Tongrube. Nachdem wir ein paar Blicke über und in die Tongrube sowie über das ganze umliegende Gelände geworfen haben – hier hat man eine herrliche Rund-Umsicht, haben wir den Betriebsweg auch sofort wieder verlassen und sind auf dem dann parallel verlaufenden Feldweg ausgewichen. Denn überall am Rande der neuen Tongrube stehen Warn- und Hinweisschilder, dass das Betreten dieses Gebietes lebensgefährlich ist und deshalb nicht gestattet sei, sich hier aufzuhalten – zurecht wie wir meinen, denn schließlich ist dieser Tage-Bergbau noch in Betrieb, und das seit 1873 als „Neue- Elde-Ziegelei“. Teile der Tongrube, in denen der Abbau beendet ist, sind renaturiert und zu naturbelassenen Biotopen geworden. Für die Wienerberger Ziegelindustrie steht umweltverträglicher Tonabbau ganz oben. Sollte man mal eine Exkursion in die Tongrube machen wollen, muss man sich unbedingt rechtzeitig und vorher (!) beim Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie, Herrn Rosemann, anmelden. In der Regel wird dann für den gewünschten Zeitraum und Gruben-Ort eine Erlaubnis erteilt, sofern zum Beispiel wissenenschaftliches oder naturkundliches Interesse als Anlass für die Grubenbegehung dient. Mal eben rein in die Grube nur zum spazieren gehen, oder nur „mal eben sich um gucken“ oder gar ein Picknick dort veranstalten ist aus verständlichen Gründen kein Anlass für einen Grubenbesuch – denn Sicherheit in dieser Tongrube ist oberstes Gebot.
Den Feldweg entlang der Mallißer Tongrube sind wir dann weiter geradelt in Richtung Mühlenberg in Malliß (nördliche Richtung östlich der B 191 gelegen). Dort haben wir das ehemalige Mühlengelände der alten 5-flügeligen Windmühle von Malliß angesehen – auch ein schönes und hochgelegenes Areal der Wanzebergregion. Leider wurde diese Mühle in den Jahren 1947/48 wegen Baufälligkeit abgerissen. Auf der Internet-Homepage www.malliss.de kann man Interessantes von dieser einzigartigen Mühle und ihrer Geschichte erfahren – es lohnt sich, mal in diese Homepage zu schauen. Weiter auf dem Radweg an der B 191 in Richtung Zentrum Malliß sind wir bis zur „Siedlung“ in Fahrtrichtung rechts gefahren, dann in der ersten Straße „Siedlung“ rechts abgebogen - übrigens eine Betonstraße, die, wie die „Siedlung“ selbst, in den 30-ziger Jahren des 20-sten Jahrhunderts gebaut wurde. Dann weiter geradelt bis zur Querstraße und an der Ecke rechts zwischen den Häusern die Fahrräder auf einem Trampelpfad zur „Alten Tongrube“ geschoben – ca. 150 – 200 m. Gleich hinter den Häusern beginnt schon das für uns einzigartige Biotop.
Durch unser Kommen wurde ein Fischreiher aufgescheucht und kreiste dann über einen der Teiche. Schon aus der Ferne wird man mit einem mächtigen Froschkonzert unterschiedlicher Ton-und Stimmlagen begrüßt – ein faszinierendes Spektakel für die Ohren. Zu sehen ist von diesen stimmgewaltigen Amphibien wenig, hin und wieder sieht man aus dem moorigen Wasser die Köpfe oder die aufgeblasenen Stimmblasen ragen – aber richtig zu sehen bekamen wir die Frösche nicht. Inmitten des Froschkonzertes stellte sich eine Nachtigall ein – auch sie ist nicht zu sehen, aber wunderschön anzuhören. Andere Vögel gaben auch ihr bestes und das Klopfen eines Spechtes sorgte für den Rhythmus zum gemeinsamen Frosch- und Vogelkonzert. Ca. eine ¾ Stunde ließen wir uns auf die im Fahrradgepäck mitgebrachten Kissen am Ufer der Ziegeleiteiche nieder und lauschten den Stimmen der Natur – dabei wollten wir natürlich bequem sitzen wie in einem Konzert üblich. Mit einer Digitalkamera habe ich natürlich auch die fotografische Stimmung dieses Biotops aus verschiedenen Perspektiven festgehalten und es entstanden so sehr schöne Aufnahmen.
Durch die „Siedlung“ zurück zum Zentrum Malliß, sind wir dann am Fritz-Reuter-Platz im „Amtscafé“ neben dem EDEKA-Markt eingekehrt. Eine deftige Bockwurst mit hausgemachtem Kartoffelsalat, dazu ein kühles „Alsterwasser“, gaben uns die nötige Kraft für die Rückfahrt. Übrigens gibt es im „Amtscafé“ auch einen sehr guten Mittagstisch, zum Nachmittagskaffee stets verschiedene, von der Chefin des „Amtscafè’s“ selbstgebackene Torten und Kuchen sowie vorzügliches Speiseeis in vielen Kreationen. Es lohnt sich, dort einmal einzukehren und zu verweilen. Nach einer knappen Stunde Pause sind wir dann wieder zum Campingplatz zurück geradelt. Insgesamt waren wir auf diesem kleinen Rundtörn von ca. 8 km Länge ca. 3 ½ Stunden unterwegs – also mit viel Zeit für die Natur, aber auch Zeit zum Einkehren. Für uns war es ein sehr schöner Ausflug mit dem Fahrrad – wenig anstrengend und gemütlich, campingplatznah und ein Augen- und Ohrenschmaus zugleich. Es hat sich gelohnt, ein paar Stunden die Natur vom Fahrrad aus zu genießen.
Johannes Adler