10 Jahre Amt Malliß

(Rückschau aus der Sicht des Regionalmuseums )

Ein Jubiläum, wenn auch erst 10jährig, ist immer auch Anlaß zur Rückschau auf Vergangenes und in jener Zeit Erreichtes, zumal wenn man in Dankbarkeit von der Hilfe und dem Engagement dieser Institution sprechen darf. Für mich ist die Gründung des Amtes Malliß 1992 verbunden vor allem mit drei Persönlichkeiten, mit Egon Fuhrmann, dem damaligen Bürgermeister unserer Großgemeinde, Heinz J. Schuler, dem Leitenden Verwaltungsbeamten, und Ludwig Kern, dem Amtsvorsteher.

Der Historiker kramt beim Stichwort „Amt“ gleich in der Geschichte; denn diese Verwal-tungseinheit führt uns zurück in Herzogliche Zeiten, wo „das Amt“ die Landesherrschaftliche Verwaltungseinheit früherer Vogteien und Klöster darstellte, mit einem Amtmann, einem Amtshauptmann, dem Amtsgericht und anderen Verwaltungseinrichtungen, wie wir sie seit der Wiedervereinigung wieder haben, z.B. auch mit dem Bauamt. Man lese nach auf Seite 2 des ELDE KURIER!

Als nach der Wende 1989/90 die alten (!) Ämter wieder eingerichtet werden sollten, fragten sich auch die Neu Kalißer:Wo sölln wi denn nu hen? Nah Dömtz orrer nah Ell’na? Da hieß es dann: De Dömtzer wölln uns nich hebben, de Ell’naschen ok nich. Denn maken wi äben uns’ eigen Amt up mit Malliß un de annern Dörper ümrüm. Is ja sowieso allens anners worden, worüm nich ok mit de Ämter. So wurde am 1.April 1992 das neue Amt Malliß „geboren“, ein Amt, das es zuvor niemals gegeben hatte.

Der „Paten-Onkel“ hieß Heinz J. Schuler und kam von der Insel Helgoland. Wir fragten uns zwar: Wat sall de Insulaner hier in de Gries’ Gegend? Öwer de Lüe, de em utwählt harrn, hebben doch woll den’ richtigen Rüker hatt; denn dat güng fix vörwarts. Un hei harr ok den’ gäuhnigen Draht nah baben nah de „Regierung“. Und Schuler setzte auch gleich ein Info-Kind in die Welt, das „Amtsblatt“, den ELDE KURIER.

Nun, das war nicht alles so einfach (und lustig!), wie es sich hier liest. Und Streit gab es auch, auch wenn wir ihn liebevoll „Geburtswehen“ nennen wollen. Und das nicht nur um den „Amtssitz“, um die Straßennamen und um das Abwasser; letzteres schlägt bis heute hohe Wellen. Aber bleiben wir noch etwas in der Herzoglichen Amtszeit. Noch heute läuft unter der Rasendecke z.B. des Scheitelbergs in Malk (an der B 191) die alte Vogteigrenze zwischen den Vogteien Dömitz und Gorlosen. Wir fanden sie bei Ausgrabungen in den fünfziger Jahren dort oben. Neben dem Amt Dömitz war Eldena bis 1795 ein eigenes Amt (aus dem Klosterdorf entstanden), danach wurde es mit dem Amt Grabow zusammengelegt. Wenn wir die Karte des heutigen Amtes Malliß anschauen, sehen wir darin die Orte der beiden vorgenannten Ämter.


In früher Tieden seeg dat so ut

De Dömtzer

Bockup (seit 1844)

Göhren

Neu Göhren

Grebs

Kaliß

Neu Kaliß (früher „Auf der Fabrique“)

Heiddorf

Heidhof

Findshier (Mühle Findenwirunshier)

Menkendorf

Raddenfort

Schlesin Hof/Dorf

De Ell’naschen

Bockup (bis 1843)

Boek

Conow (Kirchdorf)

Grittel

Gorlosen (Kirchdorf)

Karenz

Liepe

Malliß

Malk

Probst-Woos

Straßen/Stuck

Ja, es kam für die „Ellnaschen“ von 1734 bis 1787 schlimm; denn der Mecklenburger Herzog mußte mehrere Ämter an seine Nachbarn verpfänden, und die Ell’naschen gerieten unter die Besatzung der Preußen, und nicht nur die armen Karenzer Bauern bekamen von den Soldaten Prügel und saßen in Eldena „im Knast“. Öwer dat is langn her un deet hüt keinein miehr weih.

Ich habe nur etwas in der Geschichte „geblättert“, weil ja -auch zur DDR-Zeit- Generationen heranwuchsen, für die der Begriff „Amt“ ein Fremdwort war, so wie auch Mecklenburg als Ländername verschwand (In der DDR Bezirke.), verloren sich die Ämter Dömitz und Eldena-Grabow im Dunkel der Geschichte.

Doch nun zurück ins Jahr 1992, zum 1. April. Schon ein Jahr danach konnte ich mit Hilfe des Amtes Malliß, des Amtsvorstehers und der Bürgermeister die Amtsgemeinden überzeugen, den Wanzeberg als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Am 3. April 1993 übergab mir Egon Fuhrmann die noch druckfrischen Hefte „Wanderführer Landschaftsschutzgebiet Wanzeberg“. Das war der Anfang. Was dann folgte in den nunmehr 10 Jahren, konnte damals niemand ahnen. Am 4. April 1993 eröffneten Egon Fuhrmann und Heinz J. Schuler die „Heimatkundlich-geologische Sammlung Bötefür“, den Vorläufer des heutigen Regional-museums, und das in Bötefürs ehemaliger Schlafstube. Am selben Tag noch gründeten wir den Verein „Freundeskreis Landschaftsschutzgebiet Wanzeberg e.V.“ Am 27. Oktober konnte ich in der NDR-Sendung „Talk up Platt“ den Wanzeberg mit seinen Schätzen vorstellen. Die Folge war, daß unsere Schlafstube die Besucher bald nicht mehr fassen konnte. Aber wir hatten Ideen oder wie Bürgermeister Fritz Scheper sagte: Visionen! Zwei Jahre später, am 4.Dezember 1995, übergab die Gemeinde Neu Kaliß unsere beiden ehemaligen Klassen als neue Ausstellungsräume; nun war es fast schon ein kleines Museum mit der Geologie und Geschichte des Mallißer Bergbaus

Immer unterstützt vom Amt und den engagierten Bürgermeistern der Gemeinden Neu Kaliß, Malliß, Karenz und Malk Göhren wuchs das Museum, folgte eine Publikation nach der anderen, wurden die Bergleutetreffen (Tag des Bergmanns) wieder zur Tradition wie auch die Wanzebergwanderung.

Kam ich zu den Bürgermeistern, zum LVB Heinz J. Schuler oder zum Amtsvorsteher mit meinen Wünschen (Scheper: Visionen) oder sagen wir „Anliegen“, fand ich stets engagierte Mitstreiter und Menschen, die für das neue Amt Malliß tatkräftig mitarbeiten wollten. Amt und Gemeinden halfen, Fördermittel zu beantragen für die materielle Ausstattung des Museums. Sie organisierten ABM-Mitarbeiter für das LSG Wanzeberg; denn Bötefür hatte schon wieder die Scheperschen Visionen, was noch zu tun sei, z.B. die Grabung und der Neuaufbau des Marien Stollen und Stollen Conow I sowie die Aufarbeitung anderer geologischer Aufschlüsse für die Wissenschaftler und die Touristen.

Als die Treuhand die Papierfabrik als nicht sanierungsfähig erklärte, benötigte ich einen neuen Raum für die Daueraustellung der kläglichen Reste dieses Werkes, das unserer Gemeinde Neu Kaliß einmal das Leben gegeben hatte. Das war 1996. Schon 1997 begannen wir in der geübten Art und Weise und mit großen persönlichen Aktivitäten der Amtsgemeinden den Ausbau des Dachbodengeschosses zu neuen Ausstellungsräumen mit unserem „Glanzstück“, der Kleinen Galerie. Und wieviele hervorragende Sonderausstellungen haben wir inzwischen zeigen können von Künstlern unserer Region. Dafür ist sie auch geschaffen worden. Inzwischen haben gute Freunde das Museum ins Internet gestellt, und die Besucher kommen von weit her. Die vielen Dankesworte in unserem Gästebuch, sie sind auch Dank an all jene, die mit uns das Museum geschaffen haben, das Regionalmuseum des Amtes Malliß.

Der 10. Geburtstag des Amtes Malliß, des Amtes(!), nicht nur seiner Verwaltung, ist mir Anlaß und Gelegenheit, in Dankbarkeit zu sprechen von den vielen, vielen Helfern (auch meinen ehemaligen Schülern), weit über 30 Personen, Firmen und Familien. Manchmal nennen wir sie auch modern „Sponsoren“. Denn unser Anliegen ist es ja, den heutigen und künftigen Generationen zu erhalten, was die Vorväter schufen, was Geschichte gworden ist, zu bewahren, was ihnen einst gehörte, mit dem sie ihr Leben gestalten konnten. Und da ist so ein kleines Foto, eine Urkunde von Großvater oder ein Brief ebensoviel wert und für unser Archiv willkommen wie eine Geldspende oder der kostenlose Bau einer Vitrine. Hier wird es bewahrt!

Wenn also der Boden aufgeräumt wird, bitte werft nichts auf den Müll. Überlegt vorher: villicht kann Bötefür dat in sin Museum bruken.

Ierst 10 Jahre olt, knapp in de Bengelsjohren; so as Kinner sünd, sei mütten noch väl liern, öwer ick glöw, wenn sei wierer so iewrig dorbi sünd, denn warr dor noch wat ut. In den’ Sinn: Glückwunsch von Harten!


Jochen Bötefür